Ausgabe 3

Nach einer Weile Inaktivität freuen wir uns wieder verkünden zu können, wir arbeiten jetzt an der Ausgabe 3! Unser Plan ist es dieses Jahr noch die neue Ausgabe herauszubringen. Es tut uns leid, dass wir vielleicht nicht oder sehr spät zurückgeschrieben haben. Also schickt uns gern eure Dinge wir werden auch zurückschreiben! Bis dann!

Stand Nonbinary Day!

Halli Hallo!

mit etwas Verspätung kommt die zweite ausgabe von The Queer Agenda heraus! Wer schon vor der Releaseparty am 23.07. im Malobeo ab 17 Uhr eins unserer Zines ergattern möchte, kann bei unserem Stand auf der Kundgebung am internationalen Nonbinary Day vorbeischauen!

Die Kundgebung ist am 14.7. ab 18 Uhr am Albertplatz (Dresden), dort wo der artesische Brunnen ist.

HPV

Triggerwarnung: Krebs

HPV– das Virus, das Zervixkarzinom verursacht. Viel mehr wird über HPV oft nicht klargestellt. Sogar manche Krankenkassen sprechen von der “Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs” und in der Schule wird dem Thema sexuell übertragbare Krankheiten ja sowieso kaum Aufmerksamkeit geschenkt.
Dabei können HPV-Infektionen alle Menschen (sowohl mit als auch ohne Uterus) betreffen. HPV (Humane Papillomviren) ist nicht die Bezeichnung für ein Virus, sondern eine Virusfamilie mit über 200 verschiedenen Typen. Es wird zwischen Niedrig- und Hochrisikotypen unterschieden. Die Niedrigrisikotypen können Genitalwarzen und Warzen im Mund-Rachen-Bereich hervorrufen. Hochrisikotypen könnenn Krebsvorstufen und Krebserkrankungen verursachen, und zwar nicht nur das Zervixkarzinom, sondern auch Penis-, Anal- und Mundrachenkrebs.
HPV werden hauptsächlich durch direkten Mensch-zu-Mensch-Kontakt übertragen, meistens über vaginalen oder analen, selten auch oralen Sex. Nicht einmal Kondome bieten 100%igen Schutz vor der Übertragung. Selten kann auch bei der Geburt eine Übertragung von der gebärenden Person auf das Kind stattfinden. In sehr, sehr seltenen Fällen können die Viren auch über Schmierinfektion übertragen werden, d.h eine infizierte Person überträgt Viren auf einen Gegenstand und eine andere Person infiziert sich dann an diesem Gegenstand mit den Viren. Das kann z.B. beim gemeinsamen Nutzen von Zahnbürsten passieren.
HPV gehören zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren, die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens 1x im Leben. Obwohl HPV in ca. 90% der Fälle vom Immunsystem bekämpft werden kann, ist es wichtig, sich möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen HPV impfen zu lassen, denn gegen Virustypen, mit denen mensch bereits infiziert ist, hilft die Impfung nicht mehr.
Die Impfempfehlung gilt in Deutschland unabhängig vom Geschlecht für Menschen von 9-14 Jahren. In diesem Alter wird die Impfung auch von der Krankenkasse bezahlt. Verpasste Impfungen werden auch von den Krankenkassen bezahlt, wenn sie vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Es gibt auch Krankenkassen, die die Kosten bis 26 übernehmen.
Wichtig ist aber auch zu wissen, dass die Impfung nicht gegen alle HPV-Typen schützt, sondern nur vor den häufigsten. Es gibt Virustypen, die u.a. Zervixkarzinom verursachen können, gegen die es noch keinen Impfschutz gibt. Die zugelassenen Impfstoffe schützen zwar mindestens vor den Typen 16 und 18, die die häufigste Ursache für Zervixkarzinom sind, aber trotzdem sollte mensch auch mit HPV-Impfung zur Krebsvorsorge gehen.

Es heißt weder „Frauentag“ noch „Frauen*tag“!

Triggerwarnung: Transfeindlichkeit

Frauentag“ schließt alle vom Patriarchat betroffenen Menschen aus, die KEINE Frauen sind. Das gilt zum Beispiel für Intergeschlechtliche, Nichtbinäre, trans Männer und Menschen ohne Geschlecht. Das Ziel vom Feminismus und somit auch vom 8. März ist es, GEGEN das Patriarchat zu kämpfen und nicht mit ihm gegen andere Betroffene. Es ist nicht nur dreist, sondern auch transfeindlich die Betroffenen auszuschließen, die keine Frauen sind, da diese schon Jahrzehnte lang im Kampf gegen das Patriarchat sind.Und dann denken sich Leute, “ dann machen wir eben noch ein Sternchen hinter Frauen und können es immer noch Frauentag nennen“. Das ist kein bisschen besser! Das ist nur geheuchelter Dreck! Progressiv wirken, damit euch keine Transfeindlichkeit vorgeworfen werden kann. Falsch gedacht. Was soll das Sternchen hinter Frauen denn heißen??? Trans Frauen ? Trans Menschen? Es ist Quatsch! Ein extra Sternchen zu brauchen, um trans Frauen “mit einzuschließen” ist genauso transfeindlich wie allen anderen vom Patriarchat Betroffenen gewaltsam das Label “Frau” überzustülpen. Wie wär‘s mit progressiv sein, anstatt nur fürs Image progressiv zu tun!

Um es klar zu stellen: Es heißt feministischer Kampftag! Nennt euch nicht Feminist*innen wenn ihr nicht feministisch seid, denn Feminismus ist immer gegen das ganze Patriarchat!

Wo bleibt die feministische Gegengewalt?

hier vorgelesen:

Triggerwarnung: Erwähnung von sexualisierter Gewalt und Gewalt

Dass sie existiert ist klar!
Nur wissen wir nichts davon. Es sollte so viel davon geben, dass ALLE davon wissen, weil es medial gar nicht zu übersehen ist!
Und bis wir das erreicht haben:
Schreibt Texte/ Berichte, wenn ihr feministische Gegengewalt mitbekommt. Machen wir es groß!
Informieren wir alle darüber. Inspirieren wir andere Leute!
Schickt es uns! Macht eigene Zines! Flyer! Plakate!
Schreibt es an alle Wände!
Und wenn nichts zu berrichten ist, sorgt dafür dass es sich ändert!
Wir wurden seit Jahrtausenden durch das Patriarchat terrorisiert.

Wie viele dya cis Typen müssen wir zusammenschlagen, bis wir¹ nicht mehr gecatcalled, vergewaltigt oder getötet werden? ²

Noch sind’s offensichtlich zu wenig!
Es ist Zeit, dass nicht nur wir Angst haben müssen!
Und ein Großer Teil davon ist, dass all die vergewaltigenden Arschlöcher WISSEN, dass sie nicht mehr sicher sind.
Je weniger Scheiße sie bauen, aus Angst, desto weniger müssen wir Angst haben.
Medien haben viel Macht, machen wir unsere eigenen Medien!
Du hast die Möglichkeit Dinge/ Geschehnisse so darzustellen wie du es richtig findest, damit kannst du die Sichtweise der Lesenden
beeinflussen, und somit vielleicht auch wie sie in Zukunft handeln.
Nimm dir einen Stift und ein Papier!
Mach was draus!

¹ WIR steht hier für alle Betroffenen von patriarchaler Gewalt, nicht nur Frauen!
² Inspiriert durch das Zitat “How many rapeists must we kill, until men stop rapeing us?” – Mona Eltahawy, Autorin

stehst du etwa auf bratpfannen?

hier vorgelesen:

ich erinnere mich noch genau an meinen ersten crush auf eine frau. ich schaute damals gebannt „arielle, die kleine meerjungfrau“ und war völlig von ihr hingerissen. danach folgten viele weitere frauen aus serien und filmen wie xena, die kriegerprinzessin. das hat sich ganz normal angefühlt, also habe ich es nicht weiter hinterfragt. als ich älter war, wurde mir klar, dass ich auch männer durchaus sexuell attraktiv finden kann. die verwirrung war da. und egal mit wem ich gesprochen habe, fand ich nirgends eine person in meinem umfeld, der es genauso ging. mir fiel es nicht schwer mit meinen freundinnen über jungs zu reden, die ich heiß fand – die existierten ja auch. austausch fehlte mir besonders, wenn es darum ging auch frauen attraktiv und sexuell anziehend zu finden. eine andere frau bewundern kannten auch die anderen mädchen, aber eben nicht so wie ich. das hat mich ziemlich verunsichert und ich habe wenig darüber gesprochen, weil ich nicht wusste, was dann passiert. so verbrachte ich weiterhin viel zeit auf tumblr und lernte immer mehr über queeres leben. eines abends fand ich in meine bettdecke gekuschelt auf meiner timeline einen post mit vielen verschiedenen sexualitäten und erläuterungen dazu. da stand sie: pansexualität. endlich hatte ich zumindest ein wort für meine gefühle, denn geschlecht war für mich an menschen wirklich überhaupt nicht interessant. kleine eigenarten, interessen und charaktereigenschaften sind für mich bis heute viel spannender. ich verstehe auch, dass das nicht für alle so ist. geschlecht spielt eben für super viele leute eine wichtige rolle in sexualität und liebe. mit meinem heterosexuellen partner tausche ich mich gerne darüber aus wie wir das alles so empfinden. es sind sehr wertschätzenden gespräche, die ich genieße. doch leider ist das nicht für alle menschen so eine selbstverständlichkeit wie für meinen partner. doch auch in meiner familie war es einfach nicht heterosexuell zu sein. meine mutter hat auf meine sexuelle identität total entspannt reagiert und mein bruder ebenso. Erst irgendwann in der schule sprach ich bei einem aufklärungs-workshop mal an, dass auch pansexualität existert, weil nur bisexualität erklärt wurde. ein junge aus der parallelklasse fragte daraufhin laut in den raum, ob ich denn auf bratpfannen stehen würde. mit diesem kommentar wurde ich so richtig aus der wohlfühlblase gezogen. ich weiß auch nicht genau warum, aber ich dachte irgendwie, dass das in der familie immer am schwersten wäre. immerhin kannte ich die ganzen horrorgeschichten vom rauswurf nach dem outing. während meiner schulzeit war ich ehrlicherweise zu viel damit beschäftigt mobbing zu ignorieren und wollte nicht noch eine sache an mich haften, die zu mehr davon führt. deshalb habe ich einfach nicht mehr über meine sexualität gesprochen. über männer konnte ich sprechen, aber bei liebe oder anziehung zu frauen habe ich einfach den mund gehalten. und es hat sich falsch angefühlt, jedes einzelne mal. mit dem abi begonn für mich eine phase der freiheit, weil ich endlich aus der schule raus war und dann ab an die uni konnte. hier hatte ich endlich das entspannte gefühl nicht mehr über meine sexualität schweigen zu müssen. es gab ein autonomes referat, welches sich für queeres leben einsetzte und die menschen waren viel weniger verklemmt. seitdem organisiere ich queere events, halte vorträge und gestalte ein eigenes queeres, intersektional feministisches magazine namens mantis magazine. ständig spreche ich über queeres leben und verstecke keinen einzigen teil meiner sexualität mehr. natürlich ist das auch oft mit hass verbunden, der einem entgegen peitscht aber heute bin ich stärker als damals. ich nutze meine freizeit liebend gern für bildungsarbeit und habe dabei immer das gefühl auch meinem damaligen ich etwas gutes zu tun. ich wünsche mir sehr, dass sich bald wirklich niemand mehr verstecken muss und wir alle endlich friedlich miteinander leben können. wenn sich einige menschen wirklich lieber mit hass beschäftigen wollen, der so stark institutionalisiert ist, dass menschen daraufhin sterben oder misshandelt werden, dann muss ich gegen sie arbeiten. das ist eine demokratische aufgabe für menschenrechte. meine stimme ist eine stimme für queeres leben. und ich werde nicht damit aufhören, weil sich irgendwelche konservativen, rechtsextremen oder neo-nazis daran stören.

ich bin queer und ich bleibe hier. deal with it.

eve obier (sie/ihr) @nixrosalilapink/@mantis.magazine

Und was hat das mit MIR zu tun?!

hier vorgelesen:

Triggerwarnung: Erwähnung von physischer Gewalt, Diskriminierung und Ignoranz

Vielleicht hast du dich das schon mal selbst gefragt oder dir ist es bei einer Diskussion mit einer anderen Person, über die eine oder andere Diskriminierungsform über den Weg gelaufen.
Meist wird diese Frage abwehrend gestellt und dabei impliziert, dass die fragestellende Person sich noch nie diskriminierend verhalten hat.
Der Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ sollte auf jeden Fall genauer betrachtet werden.
Es sollte versucht werden die Frage sich selbst und anderen wirklich zu stellen. „ Was HAT das mir zu tun?“. Allerhöchstwahrscheinlich hat das was mit mir zu tun und mit dir und mit allen anderen dieser Gesellschaft. Wir haben es meistens nur nicht realisiert. Es tut erstmal weh zu bemerken „ Scheiße das hat wirklich was mit mir zu tun! Ich schade mit meinem Verhalten aktiv anderen Menschen!“
Deswegen auch die Abwehrreaktion, ein (durchaus erfolgreicher) Versuch, die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu verdrängen. Das wird auch ignorant sein genannt.
Meist kommt diese Frage von Personen die nicht von Diskriminierungsform X betroffen sind und es gleichzeitig um Diskriminierungsform X geht. Nichtbetroffene Personen haben immer das Privileg der Ignoranz. Betroffene müssen die Scheiße, meistens allein, erleben und verkraften, Ignorante müssen sich nicht mal damit auseinandersetzen, dass diese schlimmen Dinge anderen Menschen geschehen. Du kannst nicht eben mal ignorieren, dass du gerade auf die Fresse bekommst oder zu wenig Geld für dein Lebensunterhalt hast.
Spätestens jetzt bist du an der Reihe rauszufinden was zum Beispiel Transfeindlichkeit, Sexismus, Bifeindlichkeit, Rassismus oder Ableismus (unvollständige Auflistung!) mit dir real zu tun haben. Diese Diskriminierungsformen sind strukturell, das heißt in allen Teilen der Gesellschaft verankert. Wenn du nichts dagegen machst, hilfst du diese Diskriminierungsformen aufrecht zu erhalten. Wichtig ist, wenn du von Sexismus betroffen bist, kannst du immer noch rassistisch sein. Prinzipiell können alle (machen es meist auch), alle Diskriminierungsformen ausüben und unabhängig davon auch von Diskriminierung betroffen sein. In diesem Text geht es aber darum, dass eben nicht-Betroffene was machen müssen und wenigstens das eigene schädliche Verhalten einstellen sollen. Allzu oft bleibt der Kampf gegen Diskrimierung bei Betroffenen hängen.
Also stelle dir zuerst selbst die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ und dann allen anderen die du kennst. Noch hilfreicher ist es bestimmtes diskriminierendes verhalten bei anderen anzusprechen, zum Beispiel, dass weiße nicht das N-Wort zu nutzen haben. Oder dass es nicht lustig ist Witze über Pronomen und misgendert werden zu machen, wenn man cis ist.

Leute die sich die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ stellen, stellen sich oft auch diese Fragen:

  • Welche Privilegien habe ich?
  • Wie kann ich diese Privilegien nutzen um andere zu unterstützen, die diese Privilegien nicht haben?
  • Sind meine Witze nur lustig, weil sie auf marginalisierten Leuten rumhacken?

Immer nach oben treten und nie nach unten!

Haltestelle

hier vorgelesen:

Triggerwarnung: Sexualisierte Gewalt und Übergriffgkeit in ÖPNV

Seit ich klein bin fahre ich unglaublich gerne Fahrrad.
Es geht schnell und ist super praktisch. Doch was ist, wenn das Wetter doof ist, Menschen kein Fahrrad besitzen oder aus anderen Gründen nicht unabhängig von anderen Rad fahren können?
Eine Alternative ist es mit der Bahn zu fahren. Super, wenn es regnet, denn alles bleibt trocken und trotzdem löst es ein unbehagliches Gefühl in mir aus sobald ich in dieses Verkehrsmittel einsteige oder auch allein schon an der Haltestelle stehe.
Doch warum?
Als ich 13 war habe ich angefangen zu verstehen, was sexuelle Übergriffigkeit eigentlich bedeutet. Es fing damit an, dass sich mir unbekannte Typen neben mich gesetzt haben und mir versucht haben ihre Nummer zu geben. Meine Antwort „Nein, ich habe einen Freund“ (was oftmals gelogen war) oder „ich will nix von Dir“, löste meist keine gute Laune in den Köpfen dieser Macker aus und meistens bekam ich eine Antwort wie „Fotze“, „Schlampe“ und viele weitere Beleidigungen, welche mich wahrscheinlich beleidigen sollten, jedoch eigentlich nur das verletzte riesen Ego dieser Typen zeigte, welche fast an ihrer Männlichkeit erstickt wären (was vielleicht gar nicht so verkehrt gewesen wäre).
Solche Vorfälle häuften sich und blieben nicht nur bei Beleidigungen oder Sprüchen, sondern gingen auch über ins Körperliche. Berührungen an Armen, Beinen oder auch intimeren Stellen blieben nicht aus.
Ich ließ das alles so passieren. Ich lehnte zwar die Nummern von Männern ab, welche sich mir aufzwungen und gab meine auch nicht heraus, jedoch war meine Angst zu groß irgendetwas zu sagen. Diesen Menschen meine Meinung zu sagen und mich dagegen zu wehren. Doch die Angst war einfach zu groß. Auch heute noch verabscheue ich es die Bahn zu nehmen solange ich es verhindern kann.
Wenn ich in einer Straßenbahn sitze, habe ich das Gefühl, solchen Situationen nicht mehr entweichen zu können. Während die Bahn fährt habe ich Angst, sexuell belästigt zu werden und nicht wegrennen zu können. Nun wäre es ein logischer Umkehrschluss zu denken, dass es dann an Haltestelle besser sein müsste mit meiner Angst, schließlich ist da genug Platz um zu rennen. Allerdings ist die Realität eine andere. Die Angst an Haltestellen, besonders Abends oder Nachts ist bei mir noch größer als in der Bahn selbst.
Angenommen, ich will nach einer Feier oder einem entspannten Abend mit Freund*innen nach Hause fahren, dann möchte ich verdammt nochmal nicht angefasst werden und ständig nach meiner Nummer gefragt werden. Und NEIN ich möchte auch nicht, dass irgendein Typ denkt, er hätte das Recht dazu sich neben mich zu setzten oder mir hinterher zu laufen. Mein einziger Wunsch ist es in solchen Situationen nach Hause zu kommen und nicht verängstigt und panisch auf mein Handy zu starren und Freund*innen anzurufen, welche mich wenigstens psychisch unterstützen sollen.
Ich weiß, dass ich nicht die einzige Person bin mit diesen Gefühlen.
Es macht mich traurig zu wissen, dass viele Menschen Angst haben vor öffentlichen Verkehrsmitteln, beziehungsweise den Typen und die damit verbundenen Situationen.
Deshalb sollten Wir zusammenhalten und gemeinsam gegen unsere Angst und die Strukturen kämpfen, welche solche Situationen zulassen.

Energieverschwendung vermeiden

hier vorgelesen:

Wie oft ist sind dir schon Sätze wie „ Wenn du das machst, lässt du ALLE (hier marginalisierte Gruppe der Wahl einfügen) schlecht aussehen!“ oder „Feminist*innen sind dran schuld, dass alle denke im Feminismus geht‘s darum Männer zu hassen!“ über den weg gelaufen? Mir schon zu oft.

Das sind direkte Aufforderungen sich der Gesellschaft anzupassen und das Eigene zu verstecken. Durch das Verstecken der eigenen Individualität (welche allein durch ihre Existenz gesellschaftliche Rahmen sprengt) entsteht nicht nur Schaden bei der angesprochenen Person(engruppe), es hilft nicht einmal irgendein Ziel zu erreichen.
Marginalisierte Personen haben leider nicht die Macht durch ihr „normales“ Aussehen und Verhalten, Leute, welche diskriminierend sind, ganz einfach dazu zu bewegen alle toxischen Verhaltensweisen und Denkmuster abzulegen. Wenn wir uns anpassen, fallen wir weniger auf und damit ist es auch leichter die Teile von uns zu ignorieren, für die wir diskriminiert werden. Das kann eine Schutzstrategie sein, damit Leute in einem feindlichen Umfeld überleben können. Aber es ist keine Strategie für einen Aktivismus, der auch was erreichen will. Es wird nichts passieren wenn wir zu der*dem nächsten Politiker*in, mit der Macht was zu verändern, gehen und nett um Rechte zu fragen. Das hat noch nie geklappt!

Wir sollten unsere Energie nicht dafür verschwenden um für Otto von Nebenan sympathisch zu wirken, damit er nett zu uns ist. Ich scheiß auf Nettigkeit, wenn ich keinen Respekt bekomme. Ich will, dass Otto von Nebenan sich durch meine Anwesenheit und seine beschissenen Ansichten, so unwohl wie möglich fühlt. Meistens ändern sich Leute sowieso erst wenns ungemütlich wird.
Mir wäre es viel lieber wenn sich andere marginalisierte Personen sich in meiner Anwesenheit wohlfühlen.
Deswegen sollten wir unsere Energie und unserer Ressourcen in feste Strukturen und Supportnetzwerke investieren, damit wir Betroffenen helfen und somit aktiv Lebensrealitäten verbessern können. Das kann bedeuten, mit Treffs, Leute aus der Vereinzelung zu holen und uns gegenseitig durch Workshops weiterzubilden, um eigene diskrimierende Verhaltensweisen abzubauen. Auch kann es bedeuten, Leuten bei der Wohnungssuche zu helfen und zur Not immer ein Plätzchen bei Jemandem auf dem Sofa bereit zu haben. Außerdem kann es auch kostenloses Essen bereitstellen bedeuten und Unterstützung bei der Suche nach passenden Ärzt*innen.

Diese Dinge helfen direkt, Otto von Nebenan nicht.

Und selbst wenn wir Otto von Nebenan überzeugen können, sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Endet es wahrscheinlich darin, das er in unseren Räumen verletzende, diskriminierende Scheiße ablässt und wir uns dann um die Betroffen UND ihn kümmern müssen. Bildungsarbeit bleibt trotz des hohen Energieaufwands meist unbezahlt. Und dann haben wir gar nichts gewonnen.

(Wer auch noch die Energie hat zusätzlich Otto von Nebenan alles beizubringen, kann das gern tun. Bitte macht das jedoch nicht zu eurer Priorität 1.)

Eine Geschichte der Selbstermächtigung

hier vorgelesen:

Triggerwarnung: sexualisierte Gewalt und Gewalt

Ich habe gemerkt, dass solche Texte helfen mit solchen
Situationen im Nachhinein umgehen zu können. Es tut sehr gut
diesen anderen Ausgang einer Situation aufzuschreiben. Solche
Situationen sind meistens zu plötzlich und zu überwältigend,
sodass ich meistens einfach nur perplex bin und nicht so handel
wie ich gerne handeln würde. Ich fühl mich danach immer sehr machtlos, weil ich keine Kontrolle über die Situation hatte. Mich stört es dann meistens mehr, dass diese übergriffige Person das einfach machen konnte
und das ich das nicht verhindern konnte. Der Kontrollverlust über
meinen eigenen Körper ist im Nachhinein am schlimmsten.
Mit solchen Texten (wie der Kommende) kann ich mir wenigstens
etwas Kontrolle zurückholen, auch wenn es nur in meinem Kopf
bzw. auf Papier aufgeschrieben ist. Es ist mein Versuch die
Kontrolle über mich im Nachhinein wiederzubekommen. Ich will
kontrollieren WIE ich darüber nachdenke und WANN ich drüber
nachdenke. Das funktioniert auch nicht immer, aber das ist das wenige was ich am Ende für mich tun kann. Und da sind Gewaltfantasien sehr
befriedigend. Ich will kein Opfer sein und Gewaltfantasien helfen
mir aus dieser Rolle rauszukommen. Ich will nicht alleine im
meinem Bett sitzen und heulen (was natürlich auch passiert), ich
will der Welt zeigen das ich fucking wütend bin! Und gefährlich!
Vielleicht schaffe ich es das nächste Mal zurückzuschlagen!
Vielleicht helfen mir Gewaltfantasien meine eigenen
Hemmungen abzubauen.

Ich lade alle die wollen ein, auch solche Texte zuschreiben!
Schickt es dem Magazin! Wir sind keine hilflosen Opfer!

Und hier die Geschichte:

Er greift mir an den Po! Blitzschnell fahre ich
herum und greife seine Hand. Ich verdrehe seinen
Arm soweit bis es kurz knackt und er schreit.
Danach ramme ich ihm mein Knie zwischen die
Beine. Er kann nicht auf die Knie sinken, weil
sein Arm immer noch verdreht ist. Pech gehabt.
Ich möchte es nicht zulassen, dass ich die
Kontrolle über die Situation verliere.
Kein grapschen ohne Konsequenzen. Hab schon
genug Scheiße erlebt! Scheiß Arschloch! Ich
stoße ihn zu Boden, nicht mein Problem, dass da
Glasscherben liegen. Sein Arm bleibt verdreht.
Er kniet halb auf dem Boden. Der Tritt in den
Schritt von Hinten bringt Genugtuung.
Er winselt nur noch auf dem Boden. Ich ziehe
seinen Kopf an den Haaren hoch und frage ihn
leise “Das machst du nicht nochmal, stimmt’s?
Bei mir nicht und bei niemandem Anders.” Ich
verdrehe seinen Arm weiter bis er wieder schreit
und sage “ nie wieder“.

Dann krame ich das Portmonaie aus seiner
Hosentasche raus und nehme sein Geld und seine
Visitenkarten. Ein letztes Mal trete ich ihn noch
in den Bauch und lasse ihn winselnd in den
Scherben liegen.
Ich dreh’ mir eine Kippe und laufe rauchend
durch die laue Nacht.