Energieverschwendung vermeiden

hier vorgelesen:

Wie oft ist sind dir schon Sätze wie „ Wenn du das machst, lässt du ALLE (hier marginalisierte Gruppe der Wahl einfügen) schlecht aussehen!“ oder „Feminist*innen sind dran schuld, dass alle denke im Feminismus geht‘s darum Männer zu hassen!“ über den weg gelaufen? Mir schon zu oft.

Das sind direkte Aufforderungen sich der Gesellschaft anzupassen und das Eigene zu verstecken. Durch das Verstecken der eigenen Individualität (welche allein durch ihre Existenz gesellschaftliche Rahmen sprengt) entsteht nicht nur Schaden bei der angesprochenen Person(engruppe), es hilft nicht einmal irgendein Ziel zu erreichen.
Marginalisierte Personen haben leider nicht die Macht durch ihr „normales“ Aussehen und Verhalten, Leute, welche diskriminierend sind, ganz einfach dazu zu bewegen alle toxischen Verhaltensweisen und Denkmuster abzulegen. Wenn wir uns anpassen, fallen wir weniger auf und damit ist es auch leichter die Teile von uns zu ignorieren, für die wir diskriminiert werden. Das kann eine Schutzstrategie sein, damit Leute in einem feindlichen Umfeld überleben können. Aber es ist keine Strategie für einen Aktivismus, der auch was erreichen will. Es wird nichts passieren wenn wir zu der*dem nächsten Politiker*in, mit der Macht was zu verändern, gehen und nett um Rechte zu fragen. Das hat noch nie geklappt!

Wir sollten unsere Energie nicht dafür verschwenden um für Otto von Nebenan sympathisch zu wirken, damit er nett zu uns ist. Ich scheiß auf Nettigkeit, wenn ich keinen Respekt bekomme. Ich will, dass Otto von Nebenan sich durch meine Anwesenheit und seine beschissenen Ansichten, so unwohl wie möglich fühlt. Meistens ändern sich Leute sowieso erst wenns ungemütlich wird.
Mir wäre es viel lieber wenn sich andere marginalisierte Personen sich in meiner Anwesenheit wohlfühlen.
Deswegen sollten wir unsere Energie und unserer Ressourcen in feste Strukturen und Supportnetzwerke investieren, damit wir Betroffenen helfen und somit aktiv Lebensrealitäten verbessern können. Das kann bedeuten, mit Treffs, Leute aus der Vereinzelung zu holen und uns gegenseitig durch Workshops weiterzubilden, um eigene diskrimierende Verhaltensweisen abzubauen. Auch kann es bedeuten, Leuten bei der Wohnungssuche zu helfen und zur Not immer ein Plätzchen bei Jemandem auf dem Sofa bereit zu haben. Außerdem kann es auch kostenloses Essen bereitstellen bedeuten und Unterstützung bei der Suche nach passenden Ärzt*innen.

Diese Dinge helfen direkt, Otto von Nebenan nicht.

Und selbst wenn wir Otto von Nebenan überzeugen können, sich gegen Diskriminierung einzusetzen. Endet es wahrscheinlich darin, das er in unseren Räumen verletzende, diskriminierende Scheiße ablässt und wir uns dann um die Betroffen UND ihn kümmern müssen. Bildungsarbeit bleibt trotz des hohen Energieaufwands meist unbezahlt. Und dann haben wir gar nichts gewonnen.

(Wer auch noch die Energie hat zusätzlich Otto von Nebenan alles beizubringen, kann das gern tun. Bitte macht das jedoch nicht zu eurer Priorität 1.)