Und was hat das mit MIR zu tun?!

hier vorgelesen:

Triggerwarnung: Erwähnung von physischer Gewalt, Diskriminierung und Ignoranz

Vielleicht hast du dich das schon mal selbst gefragt oder dir ist es bei einer Diskussion mit einer anderen Person, über die eine oder andere Diskriminierungsform über den Weg gelaufen.
Meist wird diese Frage abwehrend gestellt und dabei impliziert, dass die fragestellende Person sich noch nie diskriminierend verhalten hat.
Der Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ sollte auf jeden Fall genauer betrachtet werden.
Es sollte versucht werden die Frage sich selbst und anderen wirklich zu stellen. „ Was HAT das mir zu tun?“. Allerhöchstwahrscheinlich hat das was mit mir zu tun und mit dir und mit allen anderen dieser Gesellschaft. Wir haben es meistens nur nicht realisiert. Es tut erstmal weh zu bemerken „ Scheiße das hat wirklich was mit mir zu tun! Ich schade mit meinem Verhalten aktiv anderen Menschen!“
Deswegen auch die Abwehrreaktion, ein (durchaus erfolgreicher) Versuch, die Auswirkungen des eigenen Verhaltens zu verdrängen. Das wird auch ignorant sein genannt.
Meist kommt diese Frage von Personen die nicht von Diskriminierungsform X betroffen sind und es gleichzeitig um Diskriminierungsform X geht. Nichtbetroffene Personen haben immer das Privileg der Ignoranz. Betroffene müssen die Scheiße, meistens allein, erleben und verkraften, Ignorante müssen sich nicht mal damit auseinandersetzen, dass diese schlimmen Dinge anderen Menschen geschehen. Du kannst nicht eben mal ignorieren, dass du gerade auf die Fresse bekommst oder zu wenig Geld für dein Lebensunterhalt hast.
Spätestens jetzt bist du an der Reihe rauszufinden was zum Beispiel Transfeindlichkeit, Sexismus, Bifeindlichkeit, Rassismus oder Ableismus (unvollständige Auflistung!) mit dir real zu tun haben. Diese Diskriminierungsformen sind strukturell, das heißt in allen Teilen der Gesellschaft verankert. Wenn du nichts dagegen machst, hilfst du diese Diskriminierungsformen aufrecht zu erhalten. Wichtig ist, wenn du von Sexismus betroffen bist, kannst du immer noch rassistisch sein. Prinzipiell können alle (machen es meist auch), alle Diskriminierungsformen ausüben und unabhängig davon auch von Diskriminierung betroffen sein. In diesem Text geht es aber darum, dass eben nicht-Betroffene was machen müssen und wenigstens das eigene schädliche Verhalten einstellen sollen. Allzu oft bleibt der Kampf gegen Diskrimierung bei Betroffenen hängen.
Also stelle dir zuerst selbst die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ und dann allen anderen die du kennst. Noch hilfreicher ist es bestimmtes diskriminierendes verhalten bei anderen anzusprechen, zum Beispiel, dass weiße nicht das N-Wort zu nutzen haben. Oder dass es nicht lustig ist Witze über Pronomen und misgendert werden zu machen, wenn man cis ist.

Leute die sich die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ stellen, stellen sich oft auch diese Fragen:

  • Welche Privilegien habe ich?
  • Wie kann ich diese Privilegien nutzen um andere zu unterstützen, die diese Privilegien nicht haben?
  • Sind meine Witze nur lustig, weil sie auf marginalisierten Leuten rumhacken?

Immer nach oben treten und nie nach unten!